China
Mit Dir selbst ins Reine kommen
Die Beschäftigung des Menschen mit sich selbst ist nicht erst seit dem Aufpoppen von Yogastudios und Meditations-Apps en vogue. Die introspektive und unabhängige Denkweise war z. B. bereits ein zentrales Element der gelungenen Lebensführung chinesischer Gelehrter. Sima Guang, Politiker, Historiker und Gelehrter aus der chinesischen Song-Dynastie, erschuf im 11. Jahrhundert einen Garten, der dieser Lebensführung angeblich besonders zuträglich war: den Dule Yuan, übersetzt in etwa „Garten des abgeschiedenen Vergnügens“. In einem Aufsatz beschrieb er die Struktur und die landschaftlichen Höhepunkte des Gartens. Seither kommt dem Dule Yuan ein herausragender Platz in der chinesischen Gartenbaugeschichte zu.
Der „Dule Yuan“
Die Gestaltung des Gartens geht zurück auf ein Gemälde des Dule Yuan aus dem 16. Jahrhundert. Seine geometrische Achsenstruktur setzt sich aus einem Bambuspfad, einer rechteckigen Platzfläche und einem Wasserkanal zusammen. Blickfang und beliebtes Fotomotiv des Gartens ist die modern gestaltete, stählerne und in Gold lackierte Bambushütte, die sich harmonisch in die sanfte Geometrie der sie umgebenden Gartenlandschaft einfügt. Durch die umliegenden Spiegelflächen entsteht eine vertikale Tiefe, die die Grenze zwischen Mensch und Natur verschwimmen lässt. Ganz im Sinne des Dule Yuan sind die Spiegelflächen außerdem Schnittpunkte zwischen Realität und Imagination, zwischen Sehen und Gesehenwerden. Dieses fließende Raumbewusstsein ist es, was die spirituelle Essenz chinesischer Gärten ausmacht.
Zhu Yufan / Y³C
Das Atelier Y³C von Zhu Yufan, der in Peking Professor für Landschaftsarchitektur ist, versteht sich als interdisziplinäre Plattform für Landschaftsplanung und -gestaltung. In die Projekte von Y³C fließen stets auch Impulse aus Design, Theorie und empirischer Forschung ein.